Vipassana Meditation – 10 Tage „edle Stille“ und „Sitzen mit fester Entschlossenheit“

10. März 2020

10 Tage nicht reden, sehr schön – endlich Ruhe haben, Zeit mit mir – kein Problem.

2 Mahlzeiten pro Tag u, 17.00 Uhr noch ein bisschen Obst, danach nichts mehr – „ah – das kann eine Herausforderung werden“. Denn ohne Essen kann ich ganz schön grätig werden.
10 Tage ohne Ablenkung denn Handy, Bücher, Schreibzeug usw. sind während des Aufenthaltes unerwünscht. Und dafür bis zu 10 Stunden Meditation am Tag.

4.00 Uhr aufstehen, ab 4.30 Uhr Meditation, unterbrochen von Essens- und Ruhezeiten und einem Vortrag, bis um 21.00 Uhr – „ok, das kann dann doch echt lange werden“….
Die ersten 3 Tage von früh bis abends den Atem beobachten und so den Geist fokussieren. Durch welches Nasenloch strömt der Atem ein, durch welches aus. Kannst du ihn auf der Haut fühlen, wie fühlt er sich überhaupt an… An Tag 2 dachte ich dann „ja bin ich denn bescheuert! So etwas mache ich nie wieder, Atem rein Atem raus und dabei auch noch ruhig sitzen bleiben – UNMÖGLICH!“
Von links nach rechts, in den Schneidersitz, in den Fersensitz, auf den Hocker, runter vom Hocker. Vor mir, hinter mir Husten, Schniefen, zappeln. Wie soll ich mich da denn bitte schön auf meinen Atem konzentrieren….

Dann, endlich: Tag 4 – Vipassana Tag. Fokussiere dich auf die Empfindungen deines Körpers. Wo prickelt es, wo wird es warm, wo kitzelt oder juckt es. Lasse dich davon nicht irritierten – bewahre GLEICHMUT. Nimm die Empfindungen wahr ohne sie zu bewerten. Die ständige VERÄNDERUNG von Empfindungen beobachten und gelassen bleiben.
Jetzt war mein Geist mal so richtig beschäftigt.
Und dann verkündet die Lehrerin: „wir starten jetzt 1h Sitzen mit fester Entschlossenheit“. 1h Sitzen ohne Hände, Arme, Beine und Füße zu bewegen. „WAS!!! Das ist jetzt ein Witz!“ – ich die seit 3 Tagen keine 20 Minuten ruhig sitzen konnte. Es war kein Witz und meine 2. Reaktion „ok, bekomme ich hin“ mit fester Entschlossenheit 1h ruhig sitzen, JA ES GEHT!!!

1h den Geist so zu fokussieren, sich auf die Empfindungen des Körpers zu konzentrieren. Die ständig quakenden Stimmen im Kopf „Wie lange noch? Oh das tut weh, ich mag nicht mehr“ … auszublenden. Als dann nach 1h endlich der Gong schlug, hatte ich zwar höllische Schmerzen in Knie und Oberschenkel, konnte kaum aufstehen – aber ich habe es geschafft. Und bin immer noch stolz wie Oskar und merke welche Reaktionen es im Alltag nach sich zieht, wenn frau Dinge fest entschlossen angeht.
In den folgenden 6 Tagen war „Sitzen mit fester Entschlossenheit“ 3x täglich fester Bestandteil. Dazwischen genügend Zeit, den Geist weiter in seiner Gleichmütigkeit zu schulen. So habe ich es am 8 Tag geschafft in Summe 7h fast reglos zu sitzen und meinen Geist zu fokussieren.

Warum mache ich so etwas?
Neugierig auf die Erfahrung und die Motivation endlich eine „richtige“ Meditationstechnik kennenzulernen. Meditiert hatte ich davor auch schon – aber irgendwie befriedigend war es nicht. Der gesuchte vermeintliche Dauer-Happy-Das-Leben-ist-so-schön- Zustand wollte sich nicht wirklich einstellen.
Wird er auch in Zukunft nicht. Aber Vipassana hat mir gezeigt, dass das Leben eine ständige Veränderung ist. Nie ein gleichbleibender Dauerschönzustand den frau ja so gerne hätte. Durch die Vipassana Meditation übt frau sich in GLEICHMUT – reagiert auf die ständigen Veränderungen im Leben gelassener. Bleibt dem Verlangen nach Schönem und den Aversionen gegenüber Schlechtem gleichmütiger. Und dadurch kehrt mehr Ruhe ein – hoffentlich!
Ich kann auf jeden Fall für mich nach 10 Tagen sagen – ich war seit ich zu Hause angekommen bin noch nie so ruhig und zufrieden in und mit mir. Mal schauen ob das morgen auch noch so ist.
Auf jeden Fall werde ich mit fester Entschlossenheit meine tägliche Vipassana Praxis fortführen und mich in Gleichmut üben